Standort: Paneuropäischer Picknick Gedenkpark
1 Segment
In der Nähe der ungarischen Stadt Sopron, an der österreichisch-ungarischen Grenze gelegen, wurde am 19. August 1989 Geschichte geschrieben: Mit Zustimmung beider Länder sollte ein Grenzübergang an der alten Pressburger Landstraße zwischen St. Margarethen im Burgenland und Sopronköhida (Steinambrückl) in Ungarn symbolisch für drei Stunden geöffnet werden. Ursprünglich geplant war eine Friedensdemonstration, ein Paneuropäisches Picknick, das sich am Ende zu einem weiteren Baustein zum Fall der Berliner Mauer entwickelte.
Vorausgegangen war im März 1989 der Beitritt Ungarns zur UN Flüchtlingskonvention. Dieser Beitritt überschrieb alle bisherigen bilateralen Auslieferungsabkommen und änderte das bisher übliche Verfahren bei der Auslieferung der zahlreichen DDR Grenz-Übertreter. Diese wähnten sich daraufhin durch eine Reise nach Ungarn bereits in Freiheit. Angeheizt wurde die Stimmung im Mai 1989 durch die Ankündigung Ungarns, an der österreichisch-ungarischen Grenze mit der Demontage des Eisernen Vorhangs zu beginnen.
Tatsächlich aber wurden Grenzgänger weiterhin von der ungarischen Grenzpolizei am Übertritt nach Österreich gehindert und zurückgewiesen. Eine mobile Grenzraumüberwachung spürte potenzielle Flüchtlinge selbst im weiteren Grenzraum auf und schickte diese ebenfalls zurück.
Dagegen formierte sich Protest: Oppositionelle Organisationen aus Sopron organisierten für den 19. August 1989 eine Feier für die europäische Einheit, das sogenannte Paneuropäische Picknick. Mit Zustimmung beider Länder sollte ab 15 Uhr an diesem Tag für drei Stunden die Grenze geöffnet werden. Rund 700 DDR Bürger hatten sich auf den Weg gemacht und campierten bereits seit Tagen in der Nähe in Ungewissheit. Schon Stunden vor Veranstaltungsbeginn strömten sie zum Schauplatz und durchbrachen in mehreren Wellen die Grenze, ohne dass ungarische Grenzpolizisten eingriffen.
Das Paneuropäische Picknick im August 1989 wurde so zu einer ersten, erzwungenen und spektakulären Öffnung des Eisernen Vorhangs, bevor im November 1989 die Mauer fiel und die Grenzen endgültig geöffnet wurden.
Heute informiert an diesem Ort, dem Tor zur Freiheit, eine Gedenkstätte mit Besucherzentrum, Schautafeln, Friedensglocke und verbliebenen Resten des Eisernen Vorhanges, einem Segment der Berliner Mauer, an die Ereignisse.
Foto oben und Hintergrund:
© Gerencsér Alexandra, Facebook