Wie alles begann

dpa_meldung

Die Mauer ist jetzt hier

The Wall Net sammelt und verfolgt die Spuren der Berliner Mauer in der ganzen Welt. Denn dort steht sie: In Einzelteile zerlegt, jeweils 3 Meter 60 hoch, einszwanzig breit und 2,7 Tonnen schwer. Hunderte davon sind heute rund um den Globus Denkmal, Mahnmal, Kunst- und Sammlerobjekt und vieles mehr. Mal sind die Segmente überdacht und hinter Glas gestellt, mal reichlich verwittert, mal Gegenstand regelmäßiger Restaurierungen. Sie stehen vergessen auf Hinterhöfen, prominent auf adäquaten Plätzen, mitten im Weg, in privaten Gärten, an symbolischen Orten, in Museen und in Kneipen. Bei der CIA und beim Papst, bei einem Software-Giganten und bei Ex-Präsidenten, bei Schauspielern, Politikern, Künstlern, engagierten und mutigen Menschen und Institutionen, bei Beteiligten und Unbeteiligten…

Die Mauer muss weg

Im November 1989 sollte der Abbau der innerdeutschen Grenzanlagen, insbesondere in Berlin, verständlicherweise so schnell wie möglich erfolgen. Bis Ende 1990 war ein Großteil der Berliner Mauer verschwunden. Einige Teile der Grenzanlagen blieben jedoch im Berliner Stadtbild als historische Orte erhalten. Etliche Segmente der Berliner Mauer wurden in alle Welt verkauft, verschenkt, versteigert…

Berlin, November 1989

Während Günther Schabowski und die weiteren Mitglieder des Staatsrates der DDR darüber beraten, mit welchen Mitteln sie auf die vermeintliche Öffnung der Berliner Mauer reagieren sollen, erreicht den ostberliner Regierungssitz ein abenteuerliches Fax aus den USA: Kaufe die Berliner Mauer. Komplett. Zahle 50 Mio. US Dollar.

Der Ausverkauf beginnt

Die Führung der DDR ist elektrisiert. Denn während an der ehemals deutsch-deutschen Grenze bereits die ersten Mauerspechte das Symbol des Kalten Krieges stückweise zerlegen, wittert die Führung der DDR das große Geschäft.

Die Reise beginnt

Ergebnis des Schlussverkaufs: Über die ostdeutsche Firma LIMEX, später das Bundesverteidigungsministerium, werden ca. 360 komplette Segmente der Berliner Mauer an eine zahlungskräftige Kundschaft in aller Welt verkauft. Mitunter auch verschenkt. Einige Exemplare werden medienwirksam in Monte Carlo versteigert. Echtheitszertifikat, Stempel und Unterschrift inklusive.

Heute

Die Mauer steht noch. In Einzelteile zerlegt, jeweils 3,60m hoch, 1,20m breit und 2,7t schwer. Rund um den Globus verteilt. Als Denkmal, Mahnmal, als Kunst- und Sammlerobjekt, als Deko. Man kann sie anfassen. Um sie herumspazieren. Neben ihr essen. Oder einfach nur bestaunen, sich an die Geschichte erinnern.

Die Suche beginnt

An manchen Orten stehen die Mauersegmente unbemerkt, fast schon versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern. Manchmal verschämt im Hinterhof. An vielen Orten aber demonstrativ und prominent in der Mitte eines Platzes. Oder auch mal mitten im Weg, in Erinnerung an die ursprüngliche Funktion.

Das Bollwerk wird Netzwerk

The Wall Net dokumentiert die heutigen Standorte der Berliner Mauer. Viele davon sind bereits auf diesen Seiten enthalten. Etliche fehlen noch und warten darauf, hier eingebunden zu werden. Deswegen ist diese Plattform offen und dankbar für sachdienliche Hinweise.

The Wall Net ist ein Netzwerk, das die ursprüngliche Funktion der Mauer umkehrt: Die Reste des einst antifaschistischen Schutzwalls sind nicht mehr trennendes sondern verbindendes Element – hinweg über Ideologien, Kulturen und Grenzen.

Hinweis

Dies ist kein wissenschaftliches, kein kommerzielles, kein Mauerthemen umfassendes Projekt. In erster Linie steht die Berliner Mauer als Symbol für eine ideologische Spaltung mit verheerenden Konsequenzen. Unfassbares Leid, unglaubliche Tragödien sind damit verbunden. Aber auch Mut und Engagement sehr vieler Menschen. Beides darf nicht vergessen werden, dafür stehen die Mauersegmente in der ganzen Welt. Für eine umfassendere und/oder vertiefende Beschäftigung damit, stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel die Seite Chronik der Mauer. Hier wird dessen nur im Stillen gedacht und ein winzig kleiner Aspekt aus der Nachwendezeit aufgegriffen.

Dieser Blog lebt vom Input der User. Die Fakten wurden darüber hinaus, soweit möglich, genau recherchiert, gesammelt und sind hoffentlich fehlerfrei. Als Quelle diente in erster Linie das Internet. Dort kann im Prinzip jeder, mit entsprechendem Aufwand, alle hier zusammengetragenen Informationen finden. Quellen sind daher ausdrücklich nur dort angegeben, wo dies erforderlich ist. Soweit möglich sind aber Links zu den jeweiligen Standorten angegeben, wo sich in aller Regel ausführlichere Informationen zum Hintergrund finden.
Wie’s bei solchen Projekten nunmal ist, trotz aller hehren Absichten: Irrtümer und Fehler lassen sich nie ganz ausschliessen und gehen, sollten sich denn welche finden, grundsätzlich zu meinen Lasten.

Rainer Janicki, Herbst 2014

Foto/Hintergrund:
© „891121c berlin potsdamer platz“ von Frits WiardaEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

DPA-Eilmeldung:
Von WrittenbyEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Wikimedia