Pulverfass Europa

The Wall Net baut eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Geht man über diese Brücke zurück, landet man in einer Welt, die einem dystopischen Roman entstammen könnte – tatsächlich aber Lebenswirklichkeit von Millionen von Menschen war.

Die Berliner Mauer ist ein symbolisch schwer beladenes Relikt aus der deutsch-deutschen Vergangenheit, aus einer Zeit, in der sich zwei Weltmächte bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstanden: die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR).

Militärisch, politisch, diplomatisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, technologisch, sportlich, kulturell – der Kalte Krieg, das gegenseitige Drohen und Unterwandern, hatte viele Fronten. Europa war ein atomares Pulverfass. In anderen Regionen der Welt wurden (und werden) ideologische Stellvertreterkriege ausgefochten.

Das militärische Kräftemessen erreichte seinen Höhepunkt in Europa in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren. Die UdSSR hatte ein vernichtendes atomares Potenzial in Stellung gebracht und damit ein Übergewicht erzielt. Mit dem NATO-Doppelbeschluss (Ausgleich der Kräfte und gleichzeitiges Verhandeln) zog der Westen nach. In der Folge wurden allein in Westdeutschland rund 5.000 Atomsprengköpfe gelagert.

Zur Veranschaulichung: Hätte man diese Atomsprengköpfe gleichmäßig auf einer geraden Strecke zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen verteilt, hätte etwa alle 160 Meter eine Atombombe gelegen.

Die Mittelstreckenraketen, die damit bestückt werden sollten, konnten tief ins feindliche Territorium eindringen. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, was im Ernstfall aus Europa geworden wäre.

Mehr zum Thema Wettrüsten und zu anderen Themen aus der deutschen Geschichte ist sehr anschaulich auf den Seiten des Lebendigen Museums online dargestellt.

 

Foto Hintergrund:
Pershing II, Public Domain via Wikimedia